Was sind nachhaltige Geldanlagen?
Es sind Produkte und Investmentfonds, die die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Aspekte ergänzen
Der Begriff “nachhaltig” ist zum festen Bestandteil des alltäglichen Sprachgebrauchs geworden und gehört inzwischen zum Repertoire der Finanzwirtschaft: Es gibt kaum eine Versicherung oder Fondsgesellschaft, die sich nicht als “nachhaltig” bezeichnet. In der Geldanlage kann der Begriff für die Vermeidung von Investitionen in Waffen, Rüstung und Kohle, für das Verbot von Kinderarbeit, für die Gleichstellung von Frauen, für die Vergabe von Mikrokrediten in Entwicklungsländern und für jede mögliche Kombination dieser Themen und Anlagestrategien stehen. Eine eindeutige Definition und damit ein verlässliches Maß für die Bewertung der Produkte gibt es nicht.
Historische Entwicklung von Sustainable Finance
Die Entwicklung von Sustainable Finance lässt sich in drei Phasen unterteilen, die jeweils unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte in der nachhaltigen Finanzwirtschaft markieren:
Ausschlüsse
Zeitlicher Rahmen: Frühes 20. Jahrhundert bis 1980er Jahre
Merkmale: Diese Phase ist geprägt durch Ausschlüsse bestimmter Investitionen aufgrund ethischer, moralischer oder sozialer Gründe. Zu den ersten Akteuren gehörten die Quäker, die im frühen 20. Jahrhundert Investitionen in Unternehmen, die Waffen produzieren, ausgeschlossen haben. Weitere prominente Beispiele sind der Boykott von Unternehmen, die während der Apartheid in Südafrika tätig waren, und der Ausschluss von Unternehmen, die während des Vietnam-Krieges in kontroverse Geschäftspraktiken verwickelt waren.
ESG-Kriterien und Best-in-Class
Zeitlicher Rahmen: 1990er Jahre bis 2010er Jahre
Merkmale: In dieser Phase entwickelten sich nachhaltige Investitionen weiter und konzentrierten sich auf die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) indie Anlageentscheidungen. Vorreiter-Unternehmen wurden identifiziert und als “Best-in-Class” bezeichnet, weil sie in Bezug auf Nachhaltigkeit besser abschnitten als ihre Wettbewerber.
ESG-Kriterien dienen als Bewertungssystem, das über die traditionellen finanziellen Kennzahlen hinausgeht. Sie bieten Anlegern ein Werkzeug zur systematischen Analyse von Unternehmen hinsichtlich ihrer Umwelt- und Sozialverantwortung sowie der Qualität ihrer Unternehmensführung.
Gleichzeitig gewannen die Sustainable Development Goals (SDGs) an Bedeutung, und Unternehmen wurden zunehmend dazu ermutigt, diese in ihre Geschäftsstrategien einzubeziehen.
Impact Investing
Zeitlicher Rahmen: Ab 2010er Jahre bis heute
Merkmale: Die aktuelle Phase ist durch Impact Investing gekennzeichnet, bei dem Investitionen gezielt in Projekte oder Unternehmen fließen, die messbare positive soziale und ökologische Auswirkungen haben. Im Gegensatz zu früheren Phasen steht hier nicht nur die Vermeidung von Schaden im Vordergrund, sondern die aktive Schaffung von Nutzen. Anleger suchen nach Investitionen, die sowohl finanzielle Renditen als auch konkrete positive Wirkungen erzielen.