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Es ist immer noch Krieg in Europa, Millionen Menschen weltweit sind von Hunger betroffen. Steigende Energiepreise führen zu enormer Inflation. Verbraucher sind mit erhöhten Lebenshaltungskosten konfrontiert, Anleger*innen sind verunsichert.

Nachfolgend finden Sie hier einige Gedanken und Grafiken zur Einordnung der aktuellen Finanzmarktsituation und zur Abwägung möglicher Konsequenzen.

1. Ausgangslage

1a) Ein Ende des Ukraine-Krieges ist nicht absehbar. Die Preise für Düngemittel und Getreide sind seit Kriegsbeginn deutlich gestiegen. Laut einem im Juli von UNO-Organisationen veröffentlichten gemeinsamen Bericht waren im vergangenen Jahr zwischen 702 und 828 Millionen Menschen weltweit von Hunger betroffen, das entspricht 9,8 Prozent der Weltbevölkerung. Extreme Wetterereignisse und Folgen des Klimawandels haben für viele Menschen existenzbedrohende Folgen.

1b) Die durchschnittliche Inflationsrate weltweit ist im Jahr 2021 um rund 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Für das Jahr 2022 wird sie auf rund 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. Die Inflationsrate bildet Veränderungen der Kosten für einen festgelegten Warenkorb ab, der eine repräsentative Auswahl an Waren und Dienstleistungen (z. B. für Nahrungsmittel, Bekleidung, Wohnen und Energie) enthält und aus dem Verbraucherpreisindex (VPI) abgeleitet wird.

In Deutschland betrug die Inflationsrate im August 2022 + 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, in der weltweit größten Volkswirtschaft USA betrug sie zum gleichen Zeitpunkt + 8,3 Prozent.

1c) Um die Inflation zu bekämpfen, haben die Notenbanken damit begonnen, die Leitzinsen zu erhöhen. Das tun sie, um die Verfestigung einer höheren Inflation zu vermeiden und gehen hierfür bewusst das Risiko einer Rezession ein, die als das im Vergleich zu einer dauerhaft hohen Inflationsrate als das geringere Übel angesehen wird.

Ähnlich hohe Inflationsraten und Zinsen gab es übrigens bereits in den 1970er und 1980er Jahren (Umlaufrendite und Inflation).

1d) Das Ende der Niedrigzinspolitik seit 2008, die hohen Inflationsraten und die aktuellen Zinserhöhungen der weltweiten Notenbanken wirken sich auf die Bewertungen alle Anlageklassen wie beispielsweise Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien) aus, weil die Kapitalbeschaffung für Privatinvestoren und Unternehmen teurer wird und die Sorge im Raum steht, dass Unternehmensgewinne künftig geringer ausfallen werden: Sowohl der weltweite Aktienindex MSCI World, Schwellenländer-Aktien, Staatsanleihen von Industrieländern und Anleihen von Unternehmen mit schwacher Bonität verloren seit Jahresbeginn zwischen 15 und 20 Prozent.

1e) Es findet weiterhin wirtschaftliches Handeln statt: Produkte und Dienstleistungen werden nachgefragt und verkauft, weltweite Infrastrukturprojekte werden fortgeführt, der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet voran.

2. Ausblick

2a) Wir stehen vor globalen Herausforderungen, die nicht im Alleingang bewältigt werden können.

2b) Die Zeiten kontinuierlich steigender Kurse an den Finanzmärkten sind vorbei. Zwischenzeitliche Kurskorrekturen sind immer möglich und gehören seit Beginn der Kapitalmarktforschung dazu. Nach wie vor gibt es erfolgreiche Geschäftsmodelle, mit denen Unternehmen Gewinne erzielen und im besten Fall einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten.

2c) Renditeerwartungen sollten etwas korrigiert werden. Der niederländische Vermögensverwalter Robeco rechnet in seiner kürzlich vorgestellten 5-Jahres-Prognose für Aktien der Industrieländer mit einer jährlichen Rendite von 4 Prozent, für Industrieländer-Staatsanleihen mit 1 Prozent. Für die langfristige Geldanlage bleiben Aktien damit weiterhin interessant.

2c) Solange es Inflation gibt, braucht es kluge Anlagestrategien. Es hat sich bewährt, einer Anlageempfehlung eine solide Finanzplanung voranzustellen und in der Beratung einige elementare Informationen rund um Rendite, Risiko und Inflation zu vermitteln.

2d) Für bereits investierte Anleger*innen besteht nun die Herausforderung darin, auch in Zukunft Nerven zu bewahren und sich das ursprüngliche Anlageziel und mögliche Alternativen vor Augen zu führen.

3. Fazit und Empfehlung

3a) Bei Kapitalanlage und Finanzplanung sollte immer die Inflation mitgedacht werden.

Finanzielle Reserven, die man für das gute Gefühl oder als Liquiditätsreserve für unvorhergesehene Ausgaben, Anschaffungen und Urlaub in den nächsten 3-5 Jahren einplant, dürfen gern auf Tagesgeld- oder Girokonten liegen.

Für die langfristige Kapitalanlage sollten Anlageklassen in Erwägung gezogen werden, die eine langfristige durchschnittliche Wertentwicklung oberhalb der Inflationsrate ermöglichen. Sofern das Wertschwankungsrisiko bekannt ist und bewusst in Kauf genommen werden kann, spricht nichts gegen Aktienfonds und ETF.

3b) Prüfen Sie, ob Ihre langfristige Risikoneigung und entsprechende Ertragserwartung noch passen und nehmen gegebenenfalls Anpassungen vor. Handeln Sie nicht überstürzt, nehmen Kontakt zu mir auf oder vereinbaren gleich einen Beratungstermin.

3c) Ignorieren Sie die aktuelle Marktsituation und fokussieren auf das ursprüngliche Anlageziel (z. B. Altersversorgung) und die kleinen Dinge des Lebens (Freunde & Familie, sicheres Lebensumfeld usw.). Schauen Sie nicht mehr ins Depot.

4d) Nutzen Sie die günstigen Bewertungen zum Nachkauf, richten Sie monatliche Sparpläne ein oder erhöhen Bestehende. Das gilt allerdings nur für Summen, die Sie langfristig nicht benötigen.

Wenn Sie sich Ihr ursprüngliches Anlageziel vor Augen führen, Sie ausreichend Einkommen und finanzielle Reserven haben und gelassen bleiben, spricht nichts gegen eine gesunde Aktienquote.